EINBLICK | Bayern 2014 - page 142

Mitarbeiterzeitschriften:
Immer gut informiert
Braucht man in Zeiten
des Internets überhaupt
nochMitarbeiterzeit-
schriften?
Irene Bauer:
Ja! Denn zum ei-
nen sitzen inDeutschland kei-
nesfalls alle Arbeitnehmer an
einemBüroarbeitsplatz und sind
damit den ganzen Tag online.
Viele arbeiten in der Dienstleis-
tung, in Filialbetrieben oder in
der Industrie, wo Internet und
Intranet nicht permanent verfüg-
bar sind. Zum anderen ist eine
Zeitschrift als Printmedium ein
anderes Kommunikationsmittel
als firmeninterne Onlinemedien
– wichtig ist allerdings, dass
man die verschiedenen internen
Kommunikationskanäle aufein-
ander abstimmt.
Wie kann das aussehen?
Irene Bauer:
Sicherlich ist eine
Mitarbeiterzeitschrift nicht ge-
eignet, um kurzfristig zu infor-
mieren. Das geht über Intranet
oder Newsletter besser und vor
allem schneller! Dagegen bietet
dieMitarbeiterzeitschrift die
Möglichkeit, Hintergründe zu
erläutern und ausführlicher über
bestimmte Themen zu informie-
ren.
JochenDottermann:
Sie ist ein
redaktionellesMedium, in dem
zumBeispiel in einem Interview
strategische Ziele erläutert wer-
den oder einThema von verschie-
denen Seiten betrachtet wird.
Und natürlich bietet eine Zeit-
schrift auch in der grafischen
Darstellung andereMöglich-
keiten als Onlinemedien.
Undwas hat das
Unternehmen davon?
Irene Bauer:
Mitarbeiter erfah-
ren nicht selten wichtige Unter-
nehmensinformationen zuerst
aus denMedien. Interne Kom-
munikation spielt bei vielen
immer noch eine untergeordnete
Rolle. Es herrscht nach wie vor
oft die Einstellung:Wenn es
„etwas“ gibt, dann kriegen das
schon alle „irgendwie“mit.
Damit wird die Chance vertan,
gezielt und fundiert zu informie-
ren undman lässt stattdessen
der Flüsterpost freien Lauf.
JochenDottermann:
Und auch
wenn es einMitarbeitermagazin
gibt, heißt das noch lange nicht,
dass es dieMitarbeiter auch er-
reicht. VieleMitarbeitermagazine
fristen ein Schattendasein: Die
Artikel sind weder journalistisch
noch grafisch aufbereitet und
dasMagazin besitzt weder Kon-
zept nochHeftdramaturgie. Oft
liegt das daran, dass die Zeit-
schrift von einemMitarbeiter
„nebenher“, „doch schon immer
so“ oder unter der Prämisse
„das ist ja nur für dieMitarbei-
ter“ gemacht wird. Oder sie wird
von einerWerbeagentur gestaltet:
Diese Zeitschriften sehen zwar
meist schick aus, aber transpor-
tieren zu wenig redaktionellen
Inhalt und sind sehr häufig nicht
gemeinsammit denMitarbeitern
für dieMitarbeiter gemacht.
Irene Bauer:
So wird eine wich-
tige Chance vertan! Denn eine
ehrliche und gute Kommunika-
tion trägt entscheidend dazu bei,
dass sichMitarbeiter wertge-
schätzt fühlen und sich für das
Unternehmen, in dem sie arbei-
ten, mit voller Kraft einsetzen.
Dabei ist das Schlagwort
vom „War of Talents“
dochmittlerweile in aller
Munde. Führt das nicht
zu einer höheren Gewich-
tung auch der internen
Kommunikation?
JochenDottermann:
Das sollte
manmeinen, häufig ist es aber
nicht so. Denn interne Kommu-
nikation bedeutet vor allem,
einen langen Atem zu haben.
Viele Unternehmen entwickeln
Konzepte für eine Arbeitgeber-
marke, leben diese aber nicht im
Alltag. Denn das kostet Zeit –
und natürlich auchGeld.
Irene Bauer:
Das gut investiert
ist! In einem Land, in dem es
entscheidend ist, kontinuierlich
neue Innovationen auf denMarkt
zu bringen, zählt jeder Kopf. Die
INTERVIEW: BAUER & DOTTERMANN
Irene Bauer
JochenDottermann
Geschäftsführende Gesellschafter
BAUER&DOTTERMANN
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