EINBLICK | Bayern 2014 - page 148

Sind nachhaltigere
Verpackungen auch von
nachhaltigem Interesse?
Ja! - Einfacher lässt sich
diese Frage nicht beantworten.
Nachhaltigkeit beruht auf drei Säu-
len – wie inzwischen allgemein be-
kannt ist: Ökologie, Ökonomie und
Soziales. Alle drei Säulen sollten
von „nachhaltigen“Ansätzen pro-
fitieren, sonst gerät dasDreieck aus
demGleichgewicht. Sie können kein
Konzept umsetzen, bei dem nur die
Umwelt profitiert, derMensch auf
der Strecke bleibt und ihre wirt-
schaftlichen Ziele in weite Ferne
rücken. Aber welche dieser drei
Säulen ist der Treiber bei Nachhal-
tigkeitszielen und Ausrichtungen?
Die tatsächlichenTreiber
Die Umwelt ist es leider nicht, sie
hat in unseren Breiten keine wirk-
liche Stimme und die menschliche
Lobby wird häufig nur milde belä-
chelt. Naturkatastrophen sind Ein-
zelereignisse, ein heißer Sommer
ist eher willkommen und irgend-
wann folgt ein sehr kalterWinter.
Wieso reden wir also von gefähr-
licher Klimaerwärmung?Die Luft
ist klar und blau, die meisten
Schadstoffe darin sind von unten
betrachtet unsichtbar und werden
nicht wahrgenommen. Sie riechen
und schmecken nicht, haben keine
wahrnehmbare Farbe.
Das gesellschaftliche Umfeld ist
auch nicht der bestimmende Treiber
für mehr Nachhaltigkeit. Die teils
unmenschlichen Zustände von Ar-
beitern in Schwellen- und Entwick-
lungsländern werden bemerkt und
getadelt, alle wollen angemessen
entlohnt werden und einen respekt-
vollen Arbeitsplatz undUmgang
miteinander haben – „an der Kas-
se“wird dies dann aber gern wie-
der vergessen. Auch auf B2B-Ebene
gibt es immer wieder Beispiele, wo
der menschliche und gesellschafts-
verträgliche Umgangmit Mitarbei-
tern undGeschäftspartnern prokla-
miert wird – die Pitchteilnahme
kann aber selbstverständlich „nur
kostenlos“ erfolgen.
Womit wir beimHaupttreiber für
Nachhaltigkeit und nachhaltigere
Verpackungslösungen sind: dem
Geld! Kernforderung ist immer: Es
darf nicht mehr kosten! DieWahr-
heit ist immer häufiger eine ande-
re: Ich steigere meinenGewinn!
Das schöne an der wirtschaftlichen
Säule der Nachhaltigkeit ist der
Fakt, dass sie sich in der Regel bil-
det, ohne dass es in vollemUmfang
wahrgenommen wird.
Nachhaltigkeit wirkt sich auf die
beiden anderen Säulen aus, ver-
stärkt sich und „zahlt sich aus“.
Die Pioniere werden
erschossen, die Siedler
holen sich das Gold!
Anfangs waren es Ideologen, die
Verbesserer, die nachhaltigere Ver-
packungen vorangetrieben haben.
Sie haben Zeit undGeld investiert,
um neueWege aufzuzeigen. Und
Sie haben dafür blutenmüssen; fi-
nanziell und emotional. Heute kön-
nen dadurch viele profitieren und
die Gewinnsteigerung ist immer
mehr der Haupttreiber für neue
Lösungen, die die Umwelt entla-
sten. In den Köpfen steckt aber
immer noch dieVorstellung: „nach-
haltigereVerpackungensind teurer“.
Dabei kann gerade das Ignorieren
von nachhaltigerenVerpackungs-
konzepten teuer werden. Obwohl
Verpackungen gern von Ihrer Aus-
wirkung auf die Kosten und den
Ressourceneinsatz klein und neben-
sächlich geredet werden, fallen sie
ins Gewicht. Sowohl positiv als
Imageträger imBad oder auf dem
Esstisch – aber eben auch negativ:
am Strand, imMeer und beim
Gang zumMülleimer. Packungen
undDesign haben sich in den letz-
ten Jahren zu einemwesentlichen
Wirtschaftsmotor entwickelt. Sie
sind auch ein relevanter Image-
katalysator, in beide Richtungen.
Bei einsparungsgetriebenen An-
sätzen sind wesentliche Ökonomie-
aspekte häufig noch gar nicht be-
rücksichtigt: der entgangene Ge-
winn durch nicht ausgeschöpften
Mehrabsatz und vernachlässigtes
Image erscheinen in keiner Bilanz!
Viele Studien zeigen aber die posi-
tiven Auswirkungen, die sich durch
„nachhaltiges“ Engagement erge-
ben. Ein besseres Image derMarke
und des Unternehmens, höhere
Kaufbereitschaft, loyalere und en-
gagiertere Arbeitnehmer, die die
Idee weitertragen und folglich eine
NACHHALTIGERE VERPACKUNGEN
Peter Désilets undMichaGoes sind der Vorstand der pacoon AG strategie + design
mit Sitz inMünchen und betreuen namhafte Unternehmen in der DACH-Region zu
Packaging undDesign. Sie beschäftigen sich seit Jahren verstärkt mit der Thematik
Nachhaltigere Verpackungen, haltenVorträge undmotivierenUnternehmen zumehr
Engagement imBereich Nachhaltigkeit.
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