Das Buch: Ende oder
Zukunft?
Sie waren eben erst im Internet?
Und jetzt das Buch?
Machenwir uns klar:
Schuf im Jahre 1450Gutenberg
die Voraussetzung für eine epo-
chale Revolution, welche die
Menschen aus dem vonUnwis-
sen, dumpfen Ahnungen und
düsteren Phantasmen geprägten
Mittelalter ins helle Licht einer
Wissensgesellschaft katapultier-
te, ohne die Aufklärung,Welter-
kenntnis und Fortschritt nicht
möglich gewesen wären, so hat
die Errungenschaft der elektro-
nischen Codierung von Informa-
tion, die Speicherung im virtuel-
len Raum und ihre Abrufbarkeit
imweltweiten Netz einen ähnlich
revolutionären Entwicklungs-
schub ausgelöst: Die Verfügbar-
keit von Information, jederzeit,
jeder Art, überall und ohne Ein-
schränkung durch Art, Relevanz
oder Intention.
In diesemKontext kannman dem
Buch in seiner aktuellen, „klas-
sischen“ Erscheinungsform, als
Informationsmedium aus Papier
undDruckerfarbe, eigentlich nur
einenGrabgesang widmen.
Ein angekündigter Tod?
Eben nur eigentlich. Dass das
Internet mehr weiß, mehr spei-
chern und schneller „vermitteln“
kann, steht außer Frage. Bei der
uneingeschränkten Verfügbarkeit
von digitaler Information geht
nur ebenso schnell dieWertig-
keit, Relevanz und Priorität ver-
loren.
Exakt das, was ein Buch aus-
drücken kann. Denn es ist sehr
viel öfters, als uns lieb ist, die pu-
re Form undÄsthetik, die dem In-
halt Ausdruck verleiht, es quali-
fiziert. Oder auch disqualifiziert.
Die Gefahr für das Buch
kommt aus der Gesellschaft und
aus demWandel ihrerWerte
undVerhaltensweisen.
Der diesjährige Opernball in
Wien fand seinenHöhepunkt in
einer Schlägerei um einen deut-
schen TV-Moderator. Business
as usual. Erwähnenswert ist
aber, dass einer der talentiertes-
tenWerber Deutschlands die
schlagende Hauptrolle übernom-
men hat.
Was hat das mit demBuch zu
tun?
Nichts.
Und deswegen hat es viel mit
demBuch zu tun.
Das Internet begrüßt diese Art
undWeise der Sprachlosigkeit.
Es bringt die gewohnt willkom-
mene Skandalisierung undEmpö-
rung, Klicks und Aufmerksam-
keit. Eine Flüchtigkeit, an die
man sich zunehmend gewöhnt.
Auch, weil man sie schnell weg-
klicken kann. Ersetzen kann. So-
lange, bis man vielleicht doch
auch einenGedanken findet.
Ausdruck einer gewissen Sprach-
losigkeit, ja sogarOhnmacht, mag
erst durch das Internet zumLeben
erweckt werden und in die Sphä-
ren der Unendlichkeit entschwin-
den. Nachhaltig ist es nicht.
Gerade das entlarvt sichmit
demBuch sehr schnell. Nicht um-
sonst findet sich das Buchmehr
denn je bei den großen, wichti-
genMarken. Ob es das fantasti-
sche Buch der Bildzeitung zum
60jährigenGeburtstag ist, das
Magazin vonHERMES, oder die
Sonderedition für einen ausge-
wählten Kreis.
Oder eben dieses Buch.
Die „Millennials“ als wichtige
Zielgruppe der heute 20 bis