Schöne, neue und wahnsinni-
ge Werbewelt.
Oder: Wenn man das Wesent-
liche im Blick behält, ist
alles möglich!
Prolog.
An die ewig Gestrigen, die der guten
alten Werbezeit nachtrauern, sind nach-
folgende Zeilen nicht gerichtet. Denn
früher war mitnichten alles besser. Es
war nur einfacher, Geld zu verdienen.
Dass dem nicht mehr so ist, ärgert Ver-
lage, Fernsehsender und Agenturen
gleichermaßen. Jeder versucht, das
Beste aus der Situation zu machen,
aber nur wenige haben das richtige
Rezept dafür gefunden.
Wie man heutzutage in unserer Bran-
che einen guten Job machen und sogar
Geld verdienen kann, hat viel mit Sub-
stanz, Wissen, Können und Wollen zu
tun. Auch oder gerade weil heute viele
versuchen, ihr Stück vom Kuchen abzu-
schneiden bzw. selbst zu backen.
Obwohl sie keine Konditoren sind und
vom Backen keine Ahnung haben.
Schmecken tut es aber nur, wenn die
Zutaten stimmen, die Mischung richtig
ist, der Herd passend eingestellt und
die Backzeit ausreichend ist. Ganz wie
früher....
Das Internet explodiert, das uns zur
Verfügung stehende Wissen und Er-
kenntnisse aller Art wachsen exponen-
tial – und ebenso die Unsicherheit. Was
Jahrzehnte gelehrt wurde und immer
noch Bestand hat. Nämlich „Die Marke
ist das Maß aller Dinge“ wird zuwei-
len über-, weg- oder ausgeblendet.
Blinder Aktionismus hält Einzug, selbst-
ernannte Experten und Trendsetter be-
stimmen das Geschehen. Hauptsache
laut, spektakulär und temporär Wirkung
erheischend. Sind das die Parameter
für Erfolg!?
Blogs und Communitys instrumentali-
sieren Verbraucher, der stationäre Han-
del ist im Clinch mit Online-Shops. Die
traditionellen Medien-Kanäle kämpfen
ums Überleben, die neuen gieren nach
immer mehr und bieten scheinbar gren-
zenlose Optionen. Nicht nur wir Wer-
ber sind getrieben von dem Gefühl,
dass sich die Welt zunehmend schneller
dreht und gleichzeitig die Haltegriffe
kleiner werden. Ergo: wer nicht mit-
tanzen kann, rutscht vom Parkett.
Hochkonjunktur haben in diesen Zeiten
Anbieter von New Media-Seminaren
oder sogenannten „Medial-Experten
aller Art“. Die zeigen uns armen Agen-
turmenschen – verloren im Dschungel
der Kanäle und Multi-Optionalitäten –
den vermeintlich wahren Weg auf. Das
sind die neuen Marketing-Personal-
trainer und Business-Scouts, die uns
aufzeigen, mit welchen Skills wir zu-
künftig unser Geld verdienen und/oder
wie wir unsere Kunden beindrucken
können.
Zumindest für letzteres ist einem aber
schon geholfen, wenn man die allseits
so beliebten Buzzwords beherrscht, um
zumindest den Eindruck des „Up to
date“-Seins zu erwecken. „Linkfarm,
In-App-Kauf, Pagerank, 2.3 Ginger-
bread, Realtime-Bidding oder doch lie-
ber Opt-in Opt-out?“ Der Location-
Based-Service zeigt einem sehr genau,
wo man steht, und das in Realtime.
Mit etwas Distanz kommt man aber bei
der wöchentlichen Aktion „Wieder eine
neue Sau durchs Dorf treiben“ schon
ins Grübeln und Zweifeln, was wirk-
lich Relevanz hat. Dies macht auch vor
der Marketing-Journaille nicht halt,
von den Werbefachzeitschriften ganz zu
schweigen. Hier wird mit täglichen Mel-
dungen rund um den Informations- und
Geschwindigkeits-Overkill zusätzlich
Stimmung gemacht. Diese Unsicherheit
spiegelt sich dann prompt in Gesprä-
chen und Fragen irritierter Kunden
wider.
Niemand bietet ein griffiges Konzept
oder nur ansatzweise ein Bild der Zu-
kunft, welches uns Marketingmenschen
den richtigen Weg zeigt. Vermeintliche
Innovationen gepaart mit Zweckopti-
mismus und einer Prise Hype und Hip
und überhaupt - das sollen Parameter
für Erfolg sein? Oder doch nicht? Man-
che dieser New Age Marketer und Di-
gital-Rambos tragen schnell keine Ver-
antwortung mehr. Entweder Sie flüch-
ten über alle Berge, werden entlassen
oder versuchen, in neuer Wirkungsstät-
te doch noch Zeichen zu setzen.
Die letzten beiden Jahre waren geprägt
vom Thema Social Network und „Da
müssen wir auch rein“. Das hat sich
fast wieder überlebt. Denn der ver-
meintlichen Sinnhaftigkeit folgte bald
schon die Ernüchterung. Es kostet ja
doch mehr als man denkt. Nämlich
Menschen (Ressourcen klingt so tech-
nisch) und vor allem einen echten Plan,
ja eine Strategie. Ohne die sind 500
oder 50.000 Fans einfach nichts wert
und rausgeschmissenes Geld! Aus lau-
ter Unsicherheit und Verzweiflung wird
jedem noch so klitzekleinen Feld mit